Golem und Dschinn: Eine Liebe nicht von dieser Welt von Helene Wecker

Golem und Dschinn (The Golem and the Jinni #1) von Helene Wecker | 🖤🖤🖤🖤🖤
erschienen bei blanvalet | Juli 2015
728 Seiten | Paperback | ISBN: 9783734101205
Goodreads | Thalia | Amazon (Werbung)

Im New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts treffen sie aufeinander: Die Frau aus Lehm und der Mann aus Feuer. Sie ist ein Golem, der erst kurz zuvor auf einem Transatlantikdampfer von einem polnischen Juden auf dem Weg in die Neue Welt zum Leben erweckt wurde, erschaffen um ihrem Meister zu dienen, nur dass er noch auf der Überfahrt stirbt und sie ganz allein in New York strandet. Er ist ein Dschinn, der mehrere Jahrhunderte über die Wüsten des Mittleren Ostens flog, bevor ihn vor mehr als tausend Jahren jemand in eine Kupferflasche sperrte, die dann über Umwege ihren Weg nach New York fand. Und während der Golem von einem alten Rabbi aufgenommen wird, der ihr den Namen Chava gibt und sie lehrt sich in der kleinen Welt der jüdischen Gemeinde New Yorks zurechtzufinden, befreit ein syrischer Schmied den Dschinn, den er Ahmad nennt, versehentlich aus seinem Gefängnis und versucht ihn an das Leben mit den Menschen seines Viertels heranzuführen.

Mit „Golem und Dschinn: Eine Liebe nicht von dieser Welt“ hat Helene Wecker einen Debütroman vorgelegt, der mich wirklich total begeistert hat. Und zwar vor allem deshalb, weil es nicht das war, was ich erwartet habe, sondern das, was ich mir erhofft hatte. Dank des Untertitels „Eine Liebe nicht von dieser Welt“ tendierten meine Erwartungen hin zu einem Storyverlauf nach dem Prinzip „Zufälliges Treffen, Instant-Liebe, völlig unsinnige Komplikationen und Happily-Ever-After“ – nicht wirklich etwas, das mir Spaß macht, aber die Aussicht auf die titelgebenden Wesen und die Hoffnung, dass es doch anders laufen würde, haben dazu geführt, dass ich mir den Roman doch gekauft habe. Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht!

Denn die im Untertitel erwähnte Liebe ist wirklich nicht das handlungstreibende Element, zumindest nicht in dem Sinn, in dem man es vermuten würde. Denn viel mehr als eine Liebe zwischen den beiden Protagonisten steht deren allgemeine Suche nach Anschluss, Freundschaft, einem Platz in der Gesellschaft und ganz generell einem Sinn für ihre Existenz. Denn was macht man als tönerne Frau, die niemals schläft und geschaffen wurde, um zu dienen und zu arbeiten und jeden Wunsch ihres Meisters zu erfüllen, nur das dieser nicht mehr ist und sie nun die Wünsche aller Menschen um sie herum hören kann. Und welchen Zweck hat ein Leben als Mensch für einen Mann, der Jahrhunderte als körperloses Wesen aus Feuer auf den Winden der Wüste ritt und nach Lust und Laune jede Gestallt annehmen konnte?

Fast märchenhaft, eingebettet in eine gleichzeitig authentisch und romantisiert wirkende historische Kulisse, erzählt Helene Wecker diese sorgsam konstruierte Geschichte über den Versuch sich anzupassen, über Traum und Realität des Lebens als Immigrant in der Neuen Welt und über ungewöhnliche Freundschaften. All das bettet die Autorin in ein feines Gespinnst aus arabischer Folklore und jüdischer Mystik, was der Geschichte eben diesen exotischen, märchenhaften Anklang gibt. Dabei besteht die Handlung natürlich nicht nur daraus, dass Chava und Ahmad durch die Straßen New Yorks streifen und dessen facettenreichen, sich überlagernden Welten erkunden und dabei die unterschiedlichsten Menschen treffen, nein, es gibt auch noch einen weiteren Plot, einen sehr spannenden noch dazu, auch wenn er nur langsam Fahrt aufnimmt. Trotzdem ist „Golem und Dschinn“ nie langweilig, denn auch wenn es hier und da – gerade in den Rückblenden zu Ahmads altem Leben – doch mal etwas sehr langsam zu geht, spannend ist der Roman dennoch durchgehend.

Insgesamt ist Helene Weckers Debüt „Golem und Dschinn: Eine Liebe nicht von dieser Welt“ absolut lesenswert mit seiner gleichzeitig magisch-märchenhaften und doch auch ernst-realistischen Art, der faszinierenden historischen Kulisse und den vielen verschiedenen, allesamt sehr facettenreichen Figuren. Von mir gibt es für diesen Roman daher eine klare Empfehlung, auch wenn sich hier und da einige kleinere Längen in den eh sehr ruhigen Erzählstil geschlichen haben. Wer auf magischen Realismus steht, der sollte diesen Roman unbedingt lesen!


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